ABSPANN

Wenn der Abspann rollt, ist es für die meisten Besucher_innen an der Zeit zu gehen; aber es gibt auch Specials am Ende für die man bleiben sollte, um nichts zu verpassen... Stedefreund, der von Künstler_innen betriebene Produzentenraum, verabschiedet sich. Nach 7 Jahren intensiver und professioneller gemeinsamer Arbeit blicken die Akteur_innen zurück auf 62 Ausstellungen, über 30 Veranstaltungen, Podiumsdiskussionen, Screenings, Performances und Konzerten und 7 Messebeteiligungen.
An drei signifikanten Orten in Berlin - in einem Plattenbau in der Rosenthaler Str. (2006-2008), in einem Hinterhof in der Dorotheenstraße mitten in Berlin-Mitte (2009-2011) und zuletzt auf dem Areal eines ehemaligen DDR-Fuhrparks der SED in der Straßburger Straße (2011-2012) -, aber auch an wechselnden internationalen Orten (z.B. Kunsthaus Erfurt, Standpoint Gallery London, Kunstverein das weisse haus Wien, Marks Blond Bern oder dem City Museum Skopje) realisierte Stedefreund Projekte, in denen die Auseinandersetzung mit unterschiedlichen Aspekten (physische, kulturelle, soziale und abstrakte) von Raum und Raumerfahrung im Mittelpunkt stand.
Ihre Fragestellungen entwickelte die Gruppe stets aus einem explizit künstlerischen Blickwinkel und belebte die Auseinandersetzung durch den Austausch mit Gastkünstler_innen sowie Gästen aus unterschiedlichen theoretischen Kontexten. Die basisdemokratische und selbstfinanzierte Struktur versetzte sie in die Lage, unabhängig von ökonomischen Motiven zu agieren. Im Spannungsfeld zwischen künstlerischer Selbstverantwortung und Selbstausbeutung hat sich Stedefreund durch seine künstlerische, konzeptionelle sowie strukturelle Ausrichtung nicht nur innerhalb der Berliner Kunstszene und des Kunstmarkts verortet, sondern sich auch in kulturpolitische Debatten eingeschrieben.
Im Herbst 2012 erhielt Stedefreund die Kündigung für den Ausstellungsraum in der Straßburger Strasse. Investoren setzen auf dem Areal ein Wohnungsbauprojekt um und verdrängten damit eine der letzten noch erschwinglichen Gewerbehöfe im Zentrum der Stadt. 2013 verließ Stedefreund den festen Ausstellungsraum, um den Raumdiskurs in den öffentlichen Stadtraum zu tragen und eine offene Plattform für Austausch und Auseinandersetzung zu erschaffen. Ende desselben Jahres beschloss Stedefreund die gemeinsame Arbeit aufzugeben und das Projekt zu beenden.

Wie aber fing alles an?

PROLOG / VORSPANN

Nach der erfolgreichen Ausstellung Electric Ladyland 2005 im damals leerstehenden E-Werk in der Prenzlauer Allee wurden die vier Organisatorinnen Katja Pudor, Julia Staszak, Anne Vorbeck und Alexandra Schumacher 2006 zu Gründerinnen eines Projektraums. Sie casteten ein Leitungsteam (Marc Wellmann und Jan Frontzek) und gemeinsam mit diesem 16 Künstler_innen. Stedefreund war von Anfang bis Ende ein von Künstler_innen selbst finanziertes Projekt.

HANDLUNG

Nach dem Weggang des ersten Leitungsteams 2007 kam Carla Orthen, die durch Ihre Arbeit Stedefreund immer größere Präsenz inmitten des Kunstgeschehens verschaffte. Der Projektraum veränderte sich kontinuierlich: personell - die Gruppe wurde kleiner - und konzeptionell: immer wichtiger wurde der gemeinsame Nenner, Arbeiten in Bezug auf Räume und zueinander zu kontextualisieren. 2009 übernahm Heiko Schmidt die Leitung und Stedefreund erweiterte den Raumbegriff auf öffentliche Räume, offene Diskurse und Gemeinschaftsausstellungen mit Gästen aus dem und im In- und Ausland. Anne Fäser entwickelte von Ende 2009 bis Ende 2012 mit den Künstler_innen Ausstellungsserien mit intensivem Begleitprogramm, das etliche Gäste aus verschiedenen wissenschaftlichen und künstlerischen Bereichen bei Stedefreund zusammenbrachte. Von Anfang an war der Projektraum eine dynamische, offene und freie Plattform für Fragen und Ideen, die die Beteiligten selbst generierten und denen sie dort auf den Grund gehen konnten.

EPILOG / NACHWORT

Stedefreund dankt Allen, die das Projekt über diesen langen Zeitraum begleitet und unterstützt haben, die die Auseinandersetzung gesucht und die Akteur_innen zur Diskussion herausgefordert haben.